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LOGISCH PHILOSOPHISCHE ABHANDLUNG

zwar eine Art von ethischem Lohn und ethischer Strafe geben, aber diese miissen in der Handlung selbst liegen.

(Und das ist auch klar» dass der Lohn etwas Angenehmes, die Strafe etwas Unangenehmes sein muss.) 6.423 Vom Willen als dem Trager des Ethischen kann

nicht gesprochen werden.

Und der Wille als Phanomen interessiert nur die Psychologie. 6.43 Wenn das gute oder bose Wollen die Welt

andert, so kann es nur die Grenzen der Welt andern, nicht die Tatsachen ; nicht das, was durch die Sprache ausgedriickt werden kann.

Kurz, die Welt muss dann dadurch iiberhaupt eine andere werden. Sie muss sozusagen als Ganzes abnehmen oder zunehmen.

Die Welt des Gliicklichen ist eine andere als die des Ungliicklichen. 6.431 Wie auch beim Tod die Welt sich nicht andert,

sondern aufhort.

6.4311 Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Den Tod erlebt man nicht.

Wenn man unter Ewigkeit nicht unendliche Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann lebt der ewig, der in der Gegenwart lebt.

Unser Leben ist ebenso endlos, wie unser Gesichtsfeld grenzenlos ist.

6.4312 Die zeitliche Unsterblichkeit der Seele des Menschen, das heisst also ihr ewiges Fortleben ^uch nach dem Tode, ist nicht nur auf keine Weise verbiirgt, sondern vor allem leistet diese Annahme gar nicht das, was man immer mit ihr erreichen wollte. Wird denn dadurch ein Ratsel gelost, dass ich ewig fortlebe? Ist denn dieses ewige Leben dann nicht ebenso ratselhaft wie das gegenwartige ? Die Losung des Ratsels des Lebens in Raum und Zeit liegt ausserhalb von Raum und Zeit.

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