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LOGISCH-PHILOSOPHISCHE ABHANDLUNG

wir uns eine weisse Flache, auf der unregelmassige schwarze Flecken waren. Wir sagen nun : Was fur ein Bild immer hierdurch entsteht, immer kann ich seiner Beschreibung beliebig nahe kommen, indem ich die Flache mit einem entsprechend feinen qua- dratischen Netzwerk bedecke und nun von jedem Quadrat sage, dass es weiss oder schwarz ist. Ich werde auf diese Weise die Beschreibung der Flache auf eine einheitliche Form gebracht haben. Diese Form ist beliebig, denn ich hatte mit dem gleichen Erfolge ein Netz aus dreieckigen oder sechseckigen Maschen verwenden konnen. Es kann sein, dass die Beschreibung mit Hilfe eines Dreiecks-Netzes einfacher geworden ware ; das heisst, dass wir die Flache mit einem groberen Dreiecks-Netz genauer beschreiben konnten, als mit einem feineren qua- dratischen (oder umgekehrt) usw. Den verschiede- nen Netzen entsprechen verschiedene Systeme der Weltbeschreibung. Die Mechanik bestimmt eine Form der Weltbeschreibung, indem sie sagt : Alle Satze der Weltbeschreibung miissen aus einer Anzahl gegebener Satze — den mechanischen Axio- men — auf eine gegebene Art und Weise erhalten werden. Hierdurch liefert sie die Bausteine zum Bau des wissenschaftlichen Gebaudes und sagt : Welches Gebaude immer du auffiihren willst, jedes musst du irgendwie mit diesen und nur diesen Bausteinen zusammenbringen.

(Wie man mit dem Zahlensystem jede beliebige Anzahl, so muss man mit dem System der Mechanik jeden beliebigen Satz der Physik hinschreiben konnen.) 6.342 Und nun sehen wir die gegenseitige Stellung

von Logik und Mechanik. (Man konnte das Netz auch aus verschiedenartigen Figuren etwa aus Dreiecken und Sechsecken bestehen lassen.) Dass sich ein Bild, wie das vorhin erwahnte, durch ein Netz von gegebener Form beschreiben lasst, sagt