Page:Wittgenstein - Tractatus Logico-Philosophicus, 1922.djvu/182

This page does not need to be proofread.

LOGISCH-PHILOSOPHISCHE ABHANDLUNG

6.3611 Wir konnen keinen Vorgang mit dem „Ablauf der Zeit" vergleichen — diesen gibt es nicht — , sondern nur mit einem anderen Vorgang (etwa mit dem Gang des Chronometers).

Daher ist die Beschreibung des zeitlichen Verlaufs nur so moglich, dass wir uns auf einen anderen Vorgang stiitzen.

Ganz Analoges gilt fiir den Raum. Wo man z. B. sagt, es konne keines von zwei Ereignissen (die sich gegenseitig ausschliessen) eintreten, weil keine Ursache vorhanden sei, warum das eine eher als das andere eintreten solle, da handelt es sich in Wirklichkeit darum, dass man gar nicht eines der beiden Ereignisse beschreiben kann, wenn nicht irgend eine Asymmetrie vorhanden ist. Und wenn eine solche Asymmetrie vorhanden i s t, so konnen wir diese als Ursache des Eintreffens des einen und Nicht-Eintreffens des anderen auffassen. 6.36111 Das Kant'sche Problem von der rechten und linken Hand, die man nicht zur Deckung bringen kann, besteht schon in der Ebene, ja im eindi- mensionalen Raum, wo die beiden kongruentea Figuren a und b auch nicht zur Deckung gebracht werden konnen, ohne aus diesem Raum

- - - o X- -X o - - - -

a b

herausbewegt zu werden. Rechte und linke Hand sind tatsachlich vollkommen kongruent. Und dass man sie nicht zur Deckung bringen kann, hat damit nichts zu tun.

Den rechten Handschuh konnte man an die linke Hand ziehen, wenn man ihn im vier- dimensionalen Raum umdrehen konnte.

6.362 Was sich beschreiben lasst, das kann auch geschehen, und was das Kausalitatsgesetz aus- schliessen soil, das lasst sich auch nicht beschreiben.

6.363 Der Vorgang der Induktion besteht darin, dass

178