Page:Wittgenstein - Tractatus Logico-Philosophicus, 1922.djvu/46

This page does not need to be proofread.

LOGISCH-PHILOSOPHISCHE ABHANDLUNG

2.202 Das Bild stellt eine mogliche Sachlage im logischen Raume dar.

2.203 Das Bild enthalt die Moglichkeit der Sachlage, die es darstellt.

2.21 Das Bild stimmt mit der Wirklichkeit iiberein Oder nicht ; es ist richtig oder unrichtig, wahr oder falsch.

2.22 Das Bild stellt dar, was es darstellt, unabhangig von seiner Wahr- oder Falschheit, durch die Form der Abbildung.

2.221 Was das Bild darstellt, ist sein Sinn.

2.222 In der Ubereinstimmung oder Nichtiiberein- stimmung seines Sinnes mit der Wirklichkeit, besteht seine Wahrheit oder Falschheit.

2.223 Un^ zu erkennen, ob das Bild wahr oder falsch ist, miissen wir es mit der Wirklichkeit vergleichen.

2.224 Aus dem Bild allein ist nicht zu erkennen, ob es wahr oder falsch ist.

2.225 Ein a priori wahres Bild gibt es nicht.

3 Das logische Bild der Tatsachen ist der

Gedanke. 3.001 ,,Ein Sachverhalt ist denkbar" heisst: Wir

konnen uns ein Bild von ihm machen.

3.01 Die Gesamtheit der wahren Gedanken sind ein Bild der Welt.

3.02 Der Gedanke enthalt die Moglichkeit der Sachlage die er denkt. Was denkbar ist, ist auch moglich.

3.03 Wir konnen nichts Unlogisches denken, weil wir sonst unlogisch denken miissten.

3.031 Man sagte einmal, dass Gott alles schaffen konne, nur nichts, was den logischen Gesetzen zuwider ware. — Wir konnten namlich von einer „unlogischen" Welt nicht sagen, wie sie aussahe.

3.032 Etwas „der Logik widersprechendes" in der Sprache darstellen, kann man ebensowenig, wie in der Geometric eine den Gesetzen des Raumes widersprechende Figur durch ihre Koordinaten

42