Page:The Earliest English Translations of Bürger's Lenore - A Study in English and German Romanticism - Emerson (1915).djvu/118

This page has been proofread, but needs to be validated.
112
WESTERN RESERVE STUDIES

LENORE.



Lenore fuhr um's Morgenroth
Empor aus schweren Träumen:
"Bist untreu, Wilhelm oder todt?
Wie lange willst du'säumen?"
Er war mit König Friedrich's Macht
Gezogen in die Prager Schlacht,
Und hatte nicht geschrieben,
Ob er gesund geblieben.

Der König und die Kaiserinn,
Des langen Haders müde,
Erweichten ihren harten Sinn,
Und machten endlich Friede;
Und jedes Heer, mit Sing und Sang,
Mit Paukenschlag und Kling und Klang,
Geschmückt mit grünen Reisern,
Zog heim zu seinen Häusern.

Und überall all überall,
Auf Wegen und auf Stegen,
Zog Alt und Jung dem Jubelschall
Der Kommenden entgegen.
Gottlob! rief Kind und Gattinn laut,
Willkommen! manche frohe Braut.
Ach! aber für Lenoren
War Gruss und Kuss verloren.

Sie frug den Zug wohl auf und ab,
Und frug nach allen Namen;
Doch keiner war, der Kundschaft gab,
Von Allen, so da kamen.
Als nun das Heer vorüber war,
Zerraufte sie ihr Rabenhaar,
Und warf sich hin zur Erde,
Mit wüthiger Geberde.

Die Mutter lief wohl hin zu ihr:—
"Ach, dass sich Gott erbarme!
Du trautes Kind, was ist mit dir?"—
Und schloss sie in die Arme.—