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HENRY, HILLEBRANDT.
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Oriental Society meine herzlichste Teilnahme an dem Verlust auszusprechen, den America durch das Hinscheiden W. D. Whitney's erlitten hat. Der Nestor der amerikanischen Sanskritisten und seine Werke werden unvergessen bleiben in der Entwickluig der Wissenschaft, an der er selbst hervorragenden Anteil nahm. Was mir immer als ein besonderer Vorzug seiner Arbeit erschien, war die Genauigkeit seiner Methode, die Praecision in Form und Inhalt, welche er anstrebte und in grammatischen Fragen durch Zählen zu gewinnen suchte. Dies hat, wie mir scheint, der vedischen Wissenschaft eine Richtung gegeben, die klar und kühl mit den Tatsachen, nicht mit Hypothesen rechnet und in Werken wie Whitney's Sanskrit Grammar oder Lanman's Noun-inflection einen vorzüglichen Ausdruck findet. Als Philologe hat er in den Prātiçākhyas, im Sūryasiddhānta, in der Mitherausgabe des Atharva seine Exactheit bewährt und in seinem unübertrefflichen Index zum Atharva allen Jüngeren gezeigt, dass ein Meister auch das scheinbar äussere Beiwerk nicht verschmäht. Seiner Wirksamkeit hat sich Wahrhaftigkeit und Freimut zugesellt, und er hat seinen Gedanken unumwundenen, manchmal wohl zu schroffen Ausdruck gegeben. Das wird seinem Bilde keinen Eintrag tun, denn im Kampfe um die Wahrheit soil man nicht den Streiter schelten, der heiss für seine Ueberzeugung ficht, wenn er nur grade Waffen braucht. "Gerade und furchtlos" aber darf die Unterschrift seines Bildes in der Erinnerung seiner Zeitgenossen sein.

Ueber dem Grabmal des Entschlafenen erhebt sich ein an Blüten und Früchten reicher Baum, die American Oriental Society, die seiner rastlosen Arbeit ihr Gedeihen wesentlich verdankt. Wenn wir alle uns an ihrer Entfaltung freuen, so lenkt dankbar unser Blick sich auf W. D. Whitney zurück, der einen Zweig des Bodhi-baumes in den Boden Ihrer Heimat hinübertrug. Möge es Ihrer Society immer beschieden sein Männer zu finden, die in Whitney's Geiste weiter arbeiten, und jede neue Blüte, die sie ansetzt, wird zu Whitney's Gedächtniss sein.

Alfred Hillebrandt